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Saarländischer Weinbau am „Moseltor“

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff / Michael H. Schmitt Perl, 02.02.2023, 12:50 Uhr
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Perl [ENA] Ein Winzerportrait Weingut Ökonomierat Herber in Perl am Moseltor: Wenn von saarländischen Winzern die Rede ist, spricht man im Allgemeinen von Winzern an der Mosel. In der Weinbaugemeinde Perl-Nennig, am Moseltor, direkt in französischer Nachbarschaft, im Bereich Südliche Weinmosel, betreiben acht Winzerfamilien Weinbau im Vollerwerb. Einer dieser Weinbaubetriebe ist das Weingut Ökonomierat Herber in Perl.

Erstmals urkundlich erwähnt wird die Familie Herber im Jahr 1737. In jener Zeit dieser dünnbesiedelten Region fanden auch die Herbers ihr Auskommen als bäuerlicher Mischbetrieb. "In unserer Familie waren die meisten Männer Getreidehändler", erzählt der Senior des Hauses, Ökonomierat Helmut Herber. "Natürlich pflanzte man damals schon Reben zum Eigenbedarf, dies aber im durchaus moderaten Stil." Das Gebäude des heutigen Weinguts wurde 1830 im typischen Lothringer-Stil erbaut. Die Lothringer Bauernhäuser vereinten Wohn- und Wirtschaftsräume des bäuerlichen Betriebes unter einem Dach. Dieses Gebäude allerdings diente als Herberge der Postkutschenlinie Trier-Metz.

Martin Herber kaufte 1919 die Herberge und Pferdewechselstation in der Apacher Straße 15 und legte den Grundstein für das jetzige Familienanwesen. Josef Herber reduzierte die Landwirtschaft und erweiterte die Rebflächen auf 2,5 Hektar und stieg in die Selbstvermarktung ein. Auf den Flächen wuchsen die Rebsorten Elbling, Auxerrois und Müller-Thurgau und jährlich wurden etwa 3 Fuder Wein in Flaschen vermarktet. Seit 1983 führt Helmut Herber den Betrieb, den er ganz auf Weinbau umstellte. "Heute bewirtschaften wir 12 Hektar Rebfläche", sagt der jetzige Chef, Sohn Matthias Herber.

"Unser Rebspiegel umfasst derzeit 16 Rebsorten in unterschiedlichen Mengen, aber alle passen zu diesem besonderen Terroir im Bereich des Moseltores. Die Hauptrebsorten sind die Burgunderreben, gefolgt von den Rebsorten Elbling und Auxerrois in den Weinbergen um Perl, Sehndorf und im luxemburgischen Schengen. " Von den sechs Bereichen im Weinbaugebiet Mosel besteht das „Moseltor“ aus nur einer Großlage "Schloss Bübingen". Momentan betreiben acht Winzerfamilien Weinbau in Selbstvermarktung. In den drei saarländischen Wein-Ortschaften Perl, Nennig und Sehndorf, sind in die Einzellagen in Perler Hasenberg und St. Quiriniusberg, Sehndorfer Klosterberg und Marienberg und letztendlich in Nenniger Römerberg und Nenniger Schlossberg aufgeteilt.

Das Moseltor gehört zum "Gutland", dem „Pays Bon“, einer Landschaft, die sich von der äußersten Ecke von Rheinland-Pfalz um Trier bis in die Mitte des Großherzogtums Luxemburg erstreckt. Hier prägen kalkhaltige Böden und lehmige Sedimentschichten das Terroir, welches mit Schichten von Muschelkalk, Keuper, Lias und Taunus-Quarzit durchzogen ist. Das Gutland ist durch ein mildes, gemäßigtes Klima auf einer Höhe von 200-300 m über NN geprägt. Die Bodenvoraussetzungen eignen sich bestens zum Anbau der Sorten Elbling, Auxerrois, Ruländer und Weißburgunder, welche den Hauptanteil der Rebsorten stellen.

Der ansonsten an der Mosel zur Hauptrebsorte gehörende Riesling wird am Moseltor auf gerade mal 6 % der Fläche kultiviert. 99,5% der Weine werden als "QbA" klassifiziert, lediglich 0,5% werden als Saarländischer Landwein vermarktet. Im Saarland gibt es außer an der Mosel keinen nennenswerten Weinbau. Helmut Herber, Techniker für Weinwirtschaft und Oenologie, machte seine Ausbildung im väterlichen Betrieb und besuchte die Landeslehr- und Versuchsanstalt in Trier. Von 1976-1983 arbeitete er bei der Landwirtschafskammer Rheinland-Pfalz im Grenzbahnhof Apach. Hier war er für die Bereiche Zoll, Ein- und Ausfuhr und Pflanzenschutz zuständig.

Danach widmete er sich ganz dem Weinbau im elterlichen Betrieb. Heute, schon ein paar Jahre im Ruhestand, helfen er und seine Frau Gertrud immer noch im Weingut mit. 2015 verlieh der damalige saarländische Umweltminister Reinhard Jost Helmut Herber, für seine ehrenamtliche Tätigkeit als Präsident des Saarländischen Winzerverbandes, den Ehrentitel Ökonomierat. "Ich fühlte mich sehr geehrt", sagt Ökonomierat Herber, "vor allem bin ich stolz darauf, derjenige zu sein, der 1986 als erster saarländischer Rotweinpionier Spätburgunder am Moseltor angebaut hat."

Als Gründungsmitglied der ersten grenzüberschreitenden Qualitäts-Charta „Schengen Prestige“, deren Vize-Präsident Helmut Herber heute noch ist, praktizierte er schon frühzeitig die Qualitätsoptimierung im Weingut praktiziert. Sohn Matthias Herber, heute Vize-Präsident des Saarländischen Winzerverbandes (Gründungsjahr 1961), ist ebenfalls Techniker für Weinwirtschaft und Oenologie. Er besuchte die Fachschule i n Trier von 1999-2001. Es folgte ein weiteres Jahr in Bad Kreuznach. Seitdem arbeitet er im elterlichen Betrieb. 2019 übernahm er zum 100-jährigen Bestehen des Weinguts den Betrieb.

"Wir bewirtschaften Flächen in Perl auf dem Hasenberg, der wohl bekanntesten Einzellage dort, auf dem St. Quirinusberg, auf Kloster- und Marienberg in Sehndorf und zu guter Letzt auf dem Schengener Fels noch eine Parzelle", erklärt Matthias Herber. "Unsere Reben werden umweltschonend und naturnah gepflegt. In den Weinbergen gibt es seit zehn Jahren keinen Einsatz von Glyphosat mehr. Der Ausbau der Weine erfolgt schonend in Edelstahlbehältern und Holzfässern. Seit 2015 werden alle Weine vegan ausgebaut."

Um den biologischen Pflanzenschutz zu optimieren, benutzt der Winzer das System leova ®SMART, ein Informations- & Steuerungssystem in Echtzeit, welches das Mikroklima misst, vor Frost warnt und bei Niederschlag und Pilzkrankheiten informiert. Eine digitale Innovation, die, wie er sagt, sich auszahlt. Seine Gutsweine baut Herber fast alle trocken aus, lediglich Elbling Classic, Chardonay und Rivaner gibt es in den Geschmacksqualitäten fein-herb bis lieblich. Der 2020 Auxerrois “Edition 1919” vom Sehndorfer Klosterberg, eine trockene Spätlese, leuchtet im Glas zart honiggelb. In der Nase zeigen sich frische Aromen von Blüten und gelben Früchten wie der Reine Claude gepaart mit reifen Birnen.

Eine ähnliche Freude bereitet der 2020 Riesling “Edition 1919 trocken" vom Perler Hasenberg. Dies ist ein Wein mit allerlei Facetten. Er besticht durch seine mineralische Frische, die saftige Eleganz von gelben Früchten und Limonen mit einem ausgewogenen Säurespiel. Aus der "Edition 1830" ist die 2018 Chardonnay Auslese trocken ein leuchtend goldgelb schimmerndes Früchtchen. Einmal im Glas, ist es auch schon um sie geschehen. Ein intensives betörendes Bukett nach vollreifen Birnen und reifen Äpfeln steigert sich am Gaumen zu wahrem Genuss - ein körperreicher Wein mit viel Extrakt.

Für die Crémant-Liebhaber gibt es vom Weingut Herber vier Rebsorten zur Auswahl: Elbling, Riesling, Weißburgunder und Pinot M, einer Cuvée aus Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier. Der Elbling Brut besticht durch kraftvolle Lebendigkeit, guten Trinkfluss und eine stabile Perlage. Ein Sekt mit temperamentvoller Säure, frisch und elegant, mit langem Nachhall. Pinot Meunier, Schwarzriesling oder auch Müllerrebe genannt, eigentlich ein Underdog unter den Rebsorten, in der Champagne aber unverzichtbar, leistet bei Herber Sekten ganze Arbeit. Er ist der ideale Cuvée-Partner für die Moselweine aus dem Saarland, der nicht nur zu feierlichen Anlässen Vergnügen bereitet. www.weingut-herber.de

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